das Kirchenjahr

2. Sonntag nach Epiphanias

Der Freudenmeister

Predigtanregung

Der Sonntag, der dem 2. Sonntag nach Epiphanias vorangestellt ist, widmet sich der Taufe Jesu, d.h. seinem „Amtsantritt” oder besser seiner „Berufung zum Amt”. Dass schon am 2. Sonntag nun seine Tätigkeit als „Freudenmeister” im Vordergrund steht, hat weniger damit zu tun, dass die, die die Lesungen ausgewählt hatten, meinten, dass die Lebensfreude das Wichtigste sei, sondern vielmehr damit, dass im Johannesevangelium das Wunder bei der Hochzeit zu Kana ausdrücklich als das erste Wunder Jesu bezeichnet wird. Damit stellt es den Anfang seines Wirkens dar und ist somit prädestiniert als erste „Amtshandlung” Jesu.
Dennoch darf man den weltlichen Aspekt dieses Evangeliums nicht unter den Tisch kehren. Zu sehr hat die christliche Kirche die Leibfeindlichkeit betont, so dass jetzt viele, die mit dieser Prämisse nicht zurechtkommen, sich von der Kirche abwenden. Kirche und Leibfeindlichkeit (bis hin zu der sehr einfachen Beobachtung, dass man Sonntag morgens zu „nachtschlafender Zeit” zum Gottesdienst gerufen wird) haben sich tief in das Bewußtsein der Menschen als ein und dasselbe eingeprägt, und man ist zu faul, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Man kann daher gar nicht genug betonen, dass Jesus bewußt das weltliche Feiern unterstützte, und er tat es wohl kaum, um sich selbst als der Sohn Gottes herauszustellen, denn das wird in der Evangelienlesung am wenigsten betont. Es ist die schlichte Tatsache, dass Jesus hier selbst Freude am Leben zeigt: ihm gefällt es nicht, dass da nicht genug Wein zur Verfügung steht, also beschafft er welchen, damit die Feier noch mehrere Tage weitergehen kann.

Auch an den folgenden Sonntagen wird meist von Wundern Jesu berichtet, die ihn aber immer wieder jeweils in einen anderen Zusammenhang stellen und ihn letztlich als den Herrn über die gesamte Schöpfung vorstellen.

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VI - Hebr 12, 12-18(19-21)22-25a

Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie 13und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. 14Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird, 15und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden; 16dass nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte. 17Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte. 18Denn ihr seid nicht gekommen zu dm Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter 19und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen der Worte, bei denen die Hörer baten, dass ihnen keine Worte mehr gesagt würden; 20denn sie konnten's nicht ertragen, was da gesagt wurde (Ex 19,13): „Und auch wenn ein Tier den Berg anrürt, soll es gesteinigt werden.” 21Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach (Dtn 9,19): „Ich bin erschrocken und zittere.” 22Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung 23und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten 24und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut. 25Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden redete, wie viel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet.

Der Hebräerbrief ist an sich schon nicht ganz einfach zu verstehen, und es mag noch schwieriger werden, wenn man ihn nicht im Zusammenhang, sondern nur in „Häppchen” vorgesetzt bekommt. Um so wichtiger ist eine Predigt, die den Text den Menschen näher bringt und ein Verständnis eröffnet, das über den Rahmen, den die Perikope vorgibt, hinausweist.
Allerdings bietet die Perikope zunächst einmal den wichtigen Aspekt des gemeindlichen Miteinanders. Die angeschriebene Gemeinde, die unbekannt und durch den Brieftitel („An die Hebräer”), der nachträglich hinzugefügt wurde, auch nicht näher beschrieben wird, könnte im Grunde jede Gemeinde sein, die sich um ein Verständnis des jüdischen Kultus bemüht und erkennt, dass ihre Wurzeln durch Jesus Christus in eben diesem Kultus gründet. Ob dies im jeweiligen Kontext zutrifft, wird der Prediger oder die Predigerin am ehesten beurteilen können. Wenn nicht, kann es hilfreich sein, hier evtl. notwendige Informationen, die dem besseren Verständnis dienen, mit in die Predigt aufzunehmen.
Die Gemeinde wird mit dem Volk Israel, das aus Ägypten auszog und am Berg Sinai den Bund mit seinem Gott schloss, verglichen, wobei auch festgestellt ist, dass die christliche Gemeinde eben nicht jener Gemeinde gleicht. Dennoch hat die christliche Gemeinde einen ähnlichen Weg zu gehen, der sie zum Berg Zion (nicht Sinai) führt und damit unmittelbar in das Reich Gottes. Dies verdankt sie einzig Jesus als dem „Mittler des neuen Bundes”. Der Text enthält in Vers 24 zudem einen etwas subtilen Hinweis auf das Abendmahl, in dem die Gemeinde teilhat am Blut Jesu Christi. Auch hier wird wieder ein Vergleich angestellt, diesmal zum Blut Abels, das gewissermaßen zum Himmel schrie (Gen 4,10), aber eben nicht so gut wie das Blut Jesu Christi, das nicht nur für uns alle spricht, sondern auch die Erlösung all derer, die an ihn glauben, erwirkt.
Die Perikope ermahnt die christliche Gemeinde, beim Wort zu bleiben und den Kern des christlichen Glaubens nicht zu verlieren. Das setzt eine Gemeinde voraus, die aufeinander Acht hat, was man wohl eher im freikirchlichen Milieu als in einer volkskirchlichen Gemeinde findet. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt aber, dass das Konstrukt der Volkskirche an seine Grenzen stößt (oder längst gestoßen ist), und Gemeinde neu zu definieren ist. Dabei ist die Definitionsgrundlage nicht irgendein soziologisches Konzept, sondern der christliche Glaube, wie er z.B. in der Bergpredigt radikal beschrieben wird.
Die Predigt sollte vor allem diesen Aspekt des Gemeindeseins in den Mittelpunkt stellen. In dem Zusammenhang mag auch ein Nachdenken über die Segensformulierung, die vielerorts schon angepasst wurde („Der Herr segne euch...” anstatt „Der Herr segne dich”), hilfreich sein. Denn im originalen Wortlaut (Einzahl) wird deutlich, dass die Gemeinde als eine Einheit, ja, als eine Person angesehen wird, also ein Leib in Christus, könnte man auch sagen. Es ist noch widersinniger, wollte man „Der Herr segne uns” sagen, denn es ist ureigene Aufgabe der dazu ordinierten Person, die Gemeinde zu segnen und nicht sich selbst (Num 6,23-26).
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist nicht auf Anhieb erkenntlich. Erst wenn man selbst Gemeindesein als Grund zur Freude erfährt, mag auch dieser Zusammenhang deutlich werden. Die Freude erwächst aus der Erkenntnis der Liebe Gottes, wie sie durch den Glauben gewonnen wird. Wer sich in der Gemeinschaft mit anderen, die eben die gleiche Erfahrung gemacht haben und im gleichen Glauben stehen, weiß, hat allen Grund zu Freude und Dankbarkeit.

Liedvorschläge:

Jerusalem, du hochgebaute Stadt (EG 150)
Der Himmel, der ist (EG 153)
Ein reines Herz, Herr, schaff in mir (EG 389)
We shall overcome (NB-EG 616; KHW-/HN-EG 636)
Alle Knospen springen auf (KHW-/HN-EG 637)



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