das Kirchenjahr

3. Sonntag nach Epiphanias

Der Heiden Heiland

Predigtanregung

Der 3. Sonntag nach Epiphanias geht auf Jesu Zuwendung zu den Heiden, also den Nicht-Juden, ein. So wie selten sind die Predigttexte diesem Thema eindeutig zugeordnet, auch wenn der alttestamentliche Text natürlich nicht von Jesus reden kann. Dafür spricht aber auch dieser Text davon, wie Gott sich den Heiden mit seinem Heil zuwendet. Dabei müssen wir uns vor Pauschalisierungen hüten: der Umstand, dass der heidnische Hauptmann im Evangelium gelobt wird für seinen Glauben, rechtfertigt nicht die Ausgrenzung der jüdischen Mitmenschen, denn sie bleiben Glieder des Volkes Gottes.

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VI - 2. Kön 5, (1-8) 9-15 (16-18) 19a

Naaman, der Feldhauptmann des Königs von Aram, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn und wert gehalten; denn durch ihn gab der Herrn den Aramäern Sieg. Und er war ein gewaltiger Mann, jedoch aussätzig. 2 Aber die Kriegsleute der Aramäer waren ausgezogen und hatten ein junges Mädchen weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst der Frau Naamans. 3 Die sprach zu ihrer Herrin: Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien. 4 Da ging Naaman hinein zu seinem Herrn und sagte es ihm an und sprach: So und so hat das Mädchen aus dem Lande Israel geredet. 5 Der König von Aram sprach: So zieh hin, ich will dem König von Israel einen Brief schreiben. Und er zog hin und nahm mit sich zehn Zentner Silber und sechstausend Goldgulden und zehn Feierkleider 6 und brachte den Brief dem König von Israel; der lautete: Wenn dieser Brief zu dir kommt, siehe, so wisse, ich habe meinen Knecht Naaman zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist. 7 Und als der König von Israel den Brief las, zerriss er seine Kleider und sprach: Bin ich denn Gott, dass ich töten und lebendig machen könnte, dass er zu mir schickt, ich solle den Mann von seinem Aussatz befreien? Merkt und seht, wie er Streit mit mir sucht!
8 Als Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, sandte er zu ihm und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Lass ihn zu mir kommen, damit er innewerde, dass ein Prophet in Israel ist.
9So kam Naaman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas. 10Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden. 11 Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und seine Hand hin zum Heiligtum erheben und mich so von dem Aussatz befreien. 12 Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle Wasser in Israel, so dass ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog weg im Zorn. 13 Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, hättest du es nicht getan? Wieviel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein! 14 Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein. 15 Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel; so nimm nun eine Segensgabe von deinem Knecht. 16 Elisa aber sprach: So wahr der Herrn lebt, vor dem ich stehe: ich nehme es nicht. Und er nötigte ihn, dass er es nehme; aber er wollte nicht. 17 Da sprach Naaman: Wenn nicht, so könnte doch deinem Knecht gegeben werden von dieser Erde eine Last, soviel zwei Maultiere tragen! Denn dein Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern und Brandopfer darbringen, sondern allein dem Herrn. 18 Nur darin wolle der Herrn deinem Knecht gnädig sein: wenn mein König in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und er sich auf meinen Arm lehnt und ich auch anbete im Tempel Rimmons, dann möge der Herr deinem Knecht vergeben. 19 Er sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden!.

Ein spannender Text, der vielen vertraut ist, weil er schon im Kindergottesdienst erzählt wird. Die Länge scheint etwas bedrückend, deshalb wurde der Anfang, der allerdings zum Verständnis zwingend erforderlich ist, ausgeklammert, wohl im Vertrauen darauf, dass die Geschichte ohnehin bekannt sei. Da aber auch im ersten, eingeklammerten Teil wichtige Informationen zum Verständnis zu finden sind, rate ich, den gesamten Text von Vers 1 an vorzutragen. Will man es kürzer, könnte man auf das Ende der Perikope verzichten. Man könnte etwa da aufhören, wo Naamann in Vers 15 sagt: »..., außer in Israel.«
Die Perikope könnte übrigens in Form eines Anspiels vorgetragen werden (etwa so, dass die Geschichte von verschiedenen Personen, die die Hauptfiguren darstellen, vorgelesen wird, während andere pantomimisch den Ablauf darstellen).
Naaman ist ein Heide, ein erfolgreicher Feldhauptmann der Aramäer, und als solcher sehr beliebt. Dennoch scheint ihm sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen zu sein, denn er hört, was schon etwas merkwürdig erscheint, auf seine Bediensteten, allen vorweg auf eine jüdische Sklavin, die im Kampf erobert wurde und eigentlich absolut kein Vertrauen genießen dürfte. Dass Naaman auf diese Sklavin hört, zeugt davon, dass er eine gute Menschenkenntnis hat.
Es scheint, dass der Verfasser ein Bedürfnis verspürte, mehr Spannung in die Geschichte zu bringen - jedenfalls zieht Naaman mit einem Brief seines Königs los, der allerdings erstmal ein Missverständnis auslöst, das beinahe in einen Krieg mündet, woraufhin dann Elisa einschreitet und das Missverständnis auflöst.
Aber das Drama geht weiter: Elisa fordert Naaman auf, sich im Jordan reinzuwaschen. Das findet Naamann zu billig, wird aber wieder von seinen Dienern (!), die offenbar weiser sind als seine übrigen Berater, überredet, es doch zu tun. Alsbald wird Naaman rein, und bedankt sich gebührend.
Der Schluss wirft Probleme auf: Zu begrenzt ist die Vorstellung Naamans vom Gott Israels. Er hält es nicht für möglich, diesen Gott anzubeten, wenn er nicht auch Erde aus dem Land dieses Gottes bei sich hat. Als ob Gott nicht an allen Orten, selbst im Tempel Rimmons, angebetet werden kann!
Es gibt mehrere Ansatzpunkte für eine Predigt:

    Es lohnt sich, der Neigung Naamans nachzugehen, auf seine Diener zu hören. Warum nimmt er ihren Rat an, auch dann, wenn er so völlig gegen die Gepflogenheiten des Landes gerichtet ist?

    Interessant wäre darüber hinaus eine Betrachtung seiner Reaktion auf die Anweisung Elisas, der ihn ja auffordert, sich siebenmal in den Jordan zu tauchen, um rein zu werden.

    Weiter ist die Frage von Bedeutung, warum überhaupt diesem Mann geholfen wird. Immerhin ist er kein Israelit, im Gegenteil. Über den größeren Teil der Geschichte waren die Aramäer Feinde des israelitischen Volkes.

    Schließlich könnte man über Naamans neu entstandenes Bedürfnis, den Gott Israels allein anzubeten, und die dazugehörigen Utensilien nachdenken.

Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang legt das Nachdenken über Punkt 3 nahe. Hier springt z.B. die Bemerkung in Vers 1 ins Auge, dass JHWH den Aramäern Sieg gegeben hat durch diesen Mann. Gott wendet sich also den Heiden zu, auch wenn sie nicht dem Volk Gottes freundlich gesinnt waren. Dieser Aspekt ist von großer Bedeutung. Vielleicht aber spielt auch die Offenheit Naamans eine große Rolle. Wenn Gott wegen ihm den Aramäern zum Sieg verhalf, dann vielleicht deswegen, weil er sich dem Gott Israels nicht verschloss, sondern offen war für das, was ihm unbekannt war. Dementsprechend nahm er auch den Vorschlag der israelitischen Sklavin auf und ging zum Propheten Elisa. Aber dort scheint seine Offenheit zumindest vorübergehend zusammenzubrechen. Zu einfach ist die Lösung. Da hätte er auch selbst drauf kommen können, dazu braucht er keinen Propheten. Es gab genug heilige Flüsse. Aber darum ging es nicht. Die Weisung war von einem Mann Gottes gekommen, und darum bedrängen ihn wieder seine Diener, er solle dieser Weisung doch Folge leisten. Naaman tut es, sein Zweifel wird ihm nicht zum Verhängnis.
Naaman bleibt Heide, denn er kehrt zu seinem König zurück, mit dem er auch dessen Gott Rimmon anbetet. Er lässt sich nicht beschneiden. Seine Vorstellung von Gott bleibt sehr eng. Aber dies eine ist klar: Gott wendet sich auch denen zu, die sich nicht zu der »richtigen« Religion bekennen. Wie weit diese Zuwendung geht, bleibt offen. Diese Lehre können wir allerdings aus der Erzählung ziehen: Gott lässt sich nicht von uns für uns vereinnahmen. Es ist interessant, dass dies auch für Elisa selbstverständlich zu sein schien.

Liedvorschläge:

Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden (EG 66, 7)
O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren (EG 279)
Ich steh vor dir mit leeren Händen (EG 382)
Herr, du hast mich angerührt (EG 383)
Alle Knospen springen auf (EG 637)



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