das Kirchenjahr

6. Sonntag nach Trinitatis

Leben aus der Taufe

Predigtanregung

Der 6. Sonntag nach Trinitatis konzentriert sich diesmal auf die Taufe als dem Beginn eines neuen Lebens. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke eines „lebenslangen Bundes” aufgenommen. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage” bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in seiner Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.

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VI - Apg 8, 26-39

Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. 27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. 28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! 30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? 31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. 32 Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jesaja 53,7.8): «Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. 33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.» 34 Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? 35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. 36 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? (37 Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen. Er aber antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist.) 38 Und er ließ den Wagen halten, und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. 39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

Eine spannende Geschichte mit einem geradlinigen Erzählstrang. Zu beachten ist, dass Vers 37 nachträglich eingefügt wurde. Weiterhin fällt auf, dass Philippus vom Geist gelenkt und am Ende sogar vom Geist entrückt wird - ein wunderbares Geschehen. Nachdenklich stimmt allerdings, wie es dazu kommt, dass dem Kämmerer nicht mehr Unterweisung zuteil wird, nachdem er getauft wurde. Wird erwartet, dass die Unterweisung durch den Geist erfolgen würde? Immerhin befand sich der Kämmerer auf dem Heimweg und konnte nicht erwarten, mehr Informationen als die Schriftrolle des Jesaja bei sich zu haben.
Diese Frage muss auch den Schreibern der Geschichte durch den Kopf gegangen sein, und darum haben sie ein formales Bekenntnis des Kämmerers eingefügt: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist (Vers 37). In diesem kurzen Bekenntnis ist alles Wichtige gesagt.
Die Geschichte erklärt die frühe Existenz der Kirche in Äthiopien, und das scheint der einzige Zweck der Erzählung zu sein. Das Wort breitet sich aus bis an das Ende der Erde (1,8): hier ist nun der Süden, der nicht vom römischen Reich beherrscht war, „abgedeckt”. Dabei muss auch vor Augen gestanden haben, dass es dazu einfach keine weiteren Geschichten gab: niemand war von dort zurückgekehrt und konnte Bericht geben, wie sich das Evangelium dort ausbreitete.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ergibt sich aus dem Taufgeschehen. Die Geschichte lässt aber viele Fragen offen, vor allem eben die oben schon erwähnte, was nun nach der Taufe geschieht. Es scheint mir durchaus angebracht und zulässig, hier das Wirken des Geistes, das so sehr im Vordergrund steht, anzunehmen. Philippus kann offenbar den Kämmerer verlassen, weil er durch die Taufe nicht mehr allein ist, sondern den Geist Gottes hat. Der Kämmerer wird zum Multiplikator, es wird weiter Reisende geben, die nach Jerusalem kommen und von dort neue Informationen zur christlichen Lehre mitnehmen.
So wäre für die Predigt die Verbindung zwischen Taufe und Geist besonders wichtig. Der Geist verhilft dazu, dass das Wort Gottes weitergetragen und auch richtig verstanden wird.
Es bietet sich an, diese Geschichte spielerisch nachzuerzählen. In einem Anspiel könnte man auch diese Frage, was nun nach der Taufe des Kämmerers geschieht, aufnehmen und versuchen, zu beantworten. Wie wirkt der Geist weiter? Wie treibt er das Evangelium voran?
Letztlich aber muss natürlich deutlich werden, dass hier auch wir angesprochen sind und wir uns fragen lassen müssen, ob wir den Geist überhaupt in uns wirken lassen. Haben wir den Mut, dem leisen Ruf des Geistes zu folgen und uns von ihm leiten zu lassen? Es sollte deutlich werden, dass uns allen durch die Taufe ein großes Geschenk gemacht wurde.

Liedvorschläge:

Jesus lebt, mit ihm auch ich (EG 115)
O Gott, du höchster Gnadenhort (EG 194)
Herr, öffne mir die Herzenstür (EG 197)
Ich bin getauft auf deinen Namen (EG 200 - Wochenlied!)
Gehet hin in alle Welt (EG 201)
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262)
Lobet und preiset, ihr Völker (EG 337)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
Ich weiß, woran ich glaube (EG 357)



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