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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe I - Joel 2, 12-19
Es wurde zuvor neben dem Predigttext auch das Evangelium Mt 6, 16-21 gelesen.
Liebe Gemeinde,
Zwei Texte zum Fasten haben wir gehört, und es scheint, als ob sich die beiden
Texte einander ausschließen würden:
Bekehret euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen!,
heißt es beim Propheten Joel, und im Evangelium nach Matthäus sagt Jesus:
Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler;
Jesu Worte mahnen uns, das Fasten nicht darum zu tun, um bei den Leuten angesehen
zu werden. Das Fasten ist eine Sache des Herzens. Der Prophet Joel aber ruft zum
Fasten und Weinen und Klagen auf – so etwas bekommt man ja mit, das sind nun gerade
die Dinge, von denen Jesus sagt, dass wir sie nicht tun sollen.
Doch in beiden Texten geht es letztlich um dasselbe: um ein aufrichtiges und
ehrliches Fasten.
Aber wie das aussehen kann, wird nicht so wirklich deutlich. Der Prophet Joel
bietet zwar eine eindrückliche Beschreibung, indem er sagt:
Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehret euch zu dem
Herrn, eurem Gott!
aber er liefert uns keine Beschreibung dafür, wie das konkret aussehen kann. Immerhin
wissen wir, dass es weg von den Äußerlichkeiten hin zu einer inneren Kehrtwende gehen
soll. Der Mensch muss sich ändern, nicht sein Äußeres. Das Herz muss betroffen sein,
nicht der Geldbeutel.
Fasten ist offensichtlich ein Mittel auf dem Weg dorthin, denn auch Jesus sagt nicht,
dass wir mit dem Fasten aufhören sollen – er sagt nur, dass wir es nicht nach außen
hin sichtbar machen sollen.
Und so gibt es mittlerweile viele Hilfsmittel zum Fasten. Die römlisch-katholische
Kirche genauso wie die Evangelische Kirche in Deutschland bieten z.B. einen Fastenkalender
an, die beide allerdings sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Während der Kalender der römischen Kirche den Blick mehr nach außen lenkt, führt der
Kalender der Evangelischen Kirche den Blick eher nach innen.
Da könnte man meinen, etwas von dem wieder zu finden, was vor rund 500 Jahren die
Reformation ausgelöst hat. Werkgerechtigkeit steht der Gerechtigkeit allein aus Glauben
gegenüber.
Aber wenn man sich die beiden Kalender etwas genauer anschaut, könnte man zu genau dem
umgekehrten Schluss kommen:
Der Kalender der römisch-katholischen Kirche lenkt den Blick auf die weltweite Kirche.
Er führt uns Zusammenhänge vor Augen, in denen wir leben, die uns aber nicht immer bewusst
sind. Er zeigt uns unsere Verantwortung in diesen Zusammenhängen auf und zeigt Wege, wie
man helfen kann, die Situation zu ändern.
Und auf diese Weise kann er auch eine Bewusstseinsänderung herbeiführen.
Der Kalender der evangelischen Kirche betreibt hingegen vorwiegend so etwas wie eine
Nabelschau. Jedes Jahr gibt es ein eigenes Motto, und das dieses Jahres lautet: „Du
bist schön. 7 Wochen ohne Runtermachen.“ Ich gestehe ehrlich, dass ich mich jedes Jahr
neu über das Motto aufrege. Es wird eifrig in der Öffentlichkeit plakatiert und damit
auch suggeriert, dass es genügt, sieben Wochen auf eine schlechte Eigenschaft zu verzichten.
Danach kann man offenbar weitermachen wie bisher.
Wer dem Kalender folgt und die täglichen Seiten liest, wird vielleicht etwas nachdenklich,
aber viel mehr bewegt oder verändert es nicht.
Zugegeben, das ist auch bei dem Fastenkalender der römisch-katholischen Kirche meist der
Fall.
Das Problem ist, dass wir die sieben Wochen der Fastenzeit immer unter dem Gesichtspunkt
des Verzichts sehen. Wir verzichten auf eine liebgewordene Gewohnheit (oder auch auf
schlechte Eigenschaften). Wir wissen, dass dieser Verzicht nur sieben Wochen dauert,
wir darum also durchaus entspannt sein können.
Andererseits kann man sich hinterher selbst auf die Schulter klopfen und sagen: das
habe ich gut gemacht.
Dabei hat das Fasten und die Zeit, die heute mit dem Aschermittwoch beginnt, einen ganz
anderen Sinn. Es geht nicht darum, dass wir uns am Ende besser fühlen, sondern, und das
macht uns der Text des Propheten Joel besonders deutlich, dass es unseren Mitmenschen
besser geht.
Wir bemühen uns in dieser Zeit, Gottes Willen für uns besonders bewusst zu machen. Und
indem wir das tun, stoßen wir auch an unsere Grenzen. Wir erkennen, dass wir immer wieder
versagen und dem Anspruch Gottes nicht gerecht werden können. Darum ist Gottes eigenes
Handeln notwendig. Er hat es getan durch seinen Sohn Jesus Christus.
Jetzt sehen wir aber nicht mehr das Kind in der Krippe wie kurz zuvor in der Weihnachtszeit,
sondern wir haben das Kreuz vor Augen. Am Kreuz handelt Gott – Jesus Christus stirbt den
Tod, den wir erleiden müssten. Weil er keine Sünde begangen hat, weil er der Sohn Gottes
ist, hat dieser Tod Jesu am Kreuz für uns ein schweres Gewicht.
Er versöhnt uns mit Gott – unsere Sünde wird vergeben. Damit hat auch der Tod seine Macht
verloren. Und damit ist für uns der Weg frei, vor Gott zu treten und das Geschenk seiner
Gnade in Anspruch zu nehmen.
Wer Gottes Handeln an sich erlebt hat, der wird selbst aktiv. Er kann nicht ruhig bleiben,
denn die Liebe Gottes, die sich ihm offenbart, ist überwältigend und mitreißend. Und so
erwächst die Veränderung unseres Lebensstils nicht aus unserem eigenen Willen, sondern
aus dem Handeln Gottes heraus.
Die Fastenzeit dient dazu, uns zu helfen, dass wir erleben, wie Gott uns begegnet durch
das Kreuz Jesu Christi. Und das können wir nur, wenn wir die Nähe Gottes suchen. Das kann
wiederum auf vielfältige Weise geschehen: durch das Lesen in der Bibel, durch den Besuch
von Gottesdiensten, durch das Gebet, durch die Stille. Auch das Fasten, der Verzicht, kann
ein Hilfsmittel sein, dann aber nicht, damit wir uns besser fühlen, sondern damit wir frei
werden von dem, was uns hindert, Gott näher zu kommen.
Denn Gott ist da – es genügt, dass wir uns ihm öffnen, damit wir das auch erfahren können.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Gott, der Vater, steh uns bei (EG 138)
Aus tiefer Not lasst uns zu Gott (EG 144)
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (EG 146)
„So wahr ich lebe”, spricht der Herr (EG 234)
Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich hören (EG 392)
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Predigtvorschläge zu Reihe V - Mt 6, 16-21
Kurzansprache:
Liebe Gemeinde,
40 Tage sind es ab heute bis Ostern. Dabei werden die Sonntage nicht mitgezählt, denn Sonntags wird nicht gefastet.
Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest, an dem wir uns freuen, dass Christus von den Toten auferstanden ist.
Deshalb soll der Sonntag auch ein Feier- und Ruhetag für alle Menschen bleiben. 40 Tage war Moses auf dem Berg,
um die Gesetzestafeln zu empfangen. 40 Tage lang wanderte Elia durch die Wüste ohne etwas zu essen. 40 Tage
lang fastete Jesus in der Wüste, bevor er versucht wurde. Darum dauert auch diese Fastenzeit 40 Tage. Es ist
eine Zeit der inneren Vorbereitung auf das große Fest, auf das wir uns alle freuen: Ostern!
Fasten, das bedeutete Verzicht auf etwas, was lebensnotwendig war, um sich von den letzten Zwängen zu lösen,
die einen in diesem Leben binden, und ganz frei zu werden für die Begegnung mit Gott. Aber viele sahen das
Fasten als ein Werk an, das man gegen die Sünde aufrechnen konnte. Je mehr man fastete, desto mehr Sünden
wurden einem erlassen. Darum hat die Reformation das Fasten in diesem Sinn ganz fallengelassen zugunsten
der Bedeutung, die die Propheten diesem Wort gaben: »Das ist ein Fasten, an dem ich Wohlgefallen habe: Lass
los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst,
reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du
einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!« Fasten, das wurde der Dienst
am Nächsten. Aber über die Geschäftigkeit, die daraus entsteht, vergisst man auch oft, wer die Quelle des Lebens
ist, und darum ist es doch manchmal gut, sich ganz bewusst für eine Zeit von den Dingen zu trennen, die einen
festhalten und binden, um frei zu werden für die Begegnung mit Gott. Auch das ist Fasten, und es ist heilsames
Fasten. Aber wenn wir es tun, dann tragen wir kein Schild vor dem Bauch, auf dem steht: ich faste!, sondern
tun es ohne großes Aufsehen. Gott sieht in das Verborgene.
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384)
„Eins ist Not!” Ach Herr, dies eine (EG 386)
O Lebensbrünnlein tief und groß (EG 399)
Die Herrlichkeit der Erden (EG 527)
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Predigtvorschläge zu Reihe VI - 2. Petr 1, 2-11
Liebe Gemeinde,
Als ich Kind war, war ich gerne mit dem Hausmeister der Gemeinde, in der mein Vater
als Kirchenmusiker angestellt war, zusammen. Ich mag so 7 oder 8 Jahre alt gewesen
sein, als ich ihn beim Rasenmähen begleitete. Nur zu gern hätte ich selbst den
Rasenmäher geführt, der sogar mittels Motor angetrieben wurde. Man musst also
wirklich nur führen. Vermutlich muss ich dankbar sein, dass der Hausmeister mir
das nicht erlaubte – vermutlich hätte sich der Rasenmäher selbständig gemacht und
womöglich großen Schaden angerichtet, weil ich einfach nicht die Kraft gehabt
hätte, ihn zu kontrollieren.
Etwas anderes ist mir in Erinnerung geblieben, worüber ich noch heute nachdenke,
nach rd. 50 Jahren. Es lag ein kleiner Ast im Weg, groß genug, dass man besser
nicht mit dem Rasenmäher drüberfährt.
Der Hausmeister nahm also den Ast, nachdem er den Antrieb vom Rasenmäher entkoppelt
hatte, und warf ihn in hohem Bogen fort – in Richtung einer Mauer, die das Grundstück
abgrenzte und hinter der nur wenige Meter entfernt ein Haus stand. Der Ast flog – und
genau in eine Scheibe dieses Hauses hinein.
Der Hausmeister und ich schauten uns an, und es schien, als wären wir uns in einem
Augenblick einig gewesen, nicht zuzugeben, dass er den Schaden verursacht hatte. Ich
hörte, wie eine Frauenstimme auf der anderen Seite der Mauer, die hoch genug war,
dass man nicht rüberschauen konnte, schimpfte.
Ich weiß nicht, ob der Hausmeister später dorthin ging und für den Schaden aufkam.
Ich hatte die Sache an dem Tag auch schnell wieder vergessen. Ich wusste aber, dass
in dem Haus arme Menschen wohnten, denn die Familie meines Freundes wohnte ebenfalls
dort. Und so tauchte dieses Ereignis immer wieder in meiner Erinnerung auf – es hat
mich bis heute nicht losgelassen.
Eigentlich bräuchte ich mich nicht daran zu erinnern, denn ich hatte den Ast ja nicht
rübergeworfen, die kaputte Fensterscheibe war nicht meine Schuld. Aber irgendwie bin
ich dann doch mitschuldig, denn ich habe nicht dafür gesorgt, dass alles wieder zurecht
kam. Ich war und bin Mitwisser.
Nun kann man natürlich sagen, dass ich als 7- oder 8-jähriges Kind wohl kaum Verantwortung
für eine solche Sache übernehmen kann. Aber die Tatsache, dass ich mich bis heute daran
erinnere, zeigt ja zumindest, dass dieses Ereignis bei mir einen bleibenden Eindruck
hinterließ, und das wohl vor allem deswegen, weil ich mich durchaus auch verantwortlich
fühlte.
Schuld bleibt haften. Sie gehört zu unserem Leben dazu. Wir können sie nicht abschütteln,
auch wenn die Worte „Vergeben und Vergessen“ genau das vermitteln wollen. Denn auch der,
an dem wir schuldig wurden, wird sich daran erinnern, auch wenn er diese Worte sagt.
Gerade wenn es um Schuld geht, ist das Gedächtnis mitunter phänomenal.
Petrus redet davon, dass wir rein geworden sind von unseren Sünden. Das hat nichts mit
dem zu tun, was wir tun könnten oder vielleicht auch getan haben, um begangene Schuld
wieder gut zu machen, sondern mit dem, was Gott für uns getan hat. Er hat uns von unseren
Sünden gereinigt durch das Blut seines Sohnes Jesus Christus.
Während wir Menschen manchmal ausgesprochen nachtragend sein können, ist Gott die Vergebung
in Person. Er trägt nichts nacht. Er ist die Liebe. Das haben wir erkannt, so schreibt
Petrus zu Beginn des Textes, den wir vorhin gehört haben.
Auch dies ist nicht unsere Errungenschaft. Wir haben es nicht gelernt, so wie man lernt,
dass 1+1 zwei ist. Es ist eine Erkenntnis, die uns geschenkt wurde – durch Jesus Christus.
Gott handelt – und so dürfen wir auch gewiss sein, dass da nichts fehlt, denn Gott ist
ja vollkommen, er ist alles in allem.
Es ist wohl wahr, dass wir uns jederzeit von ihm abwenden können, aber das bedeutet nicht,
dass er uns fallen lässt. Im Gegenteil. Er geht uns nach, er bleibt bei uns, und wenn wir
uns ihm wieder zuwenden, dann sehen wir seine ausgebreiteten Arme, die bereit sind, uns
zu umfangen.
Gott ist gerecht – aber seine Gerechtigkeit basiert nicht auf „wie du mir, so ich dir“,
sondern allein auf der Liebe, durch die er uns gerecht macht.
Und so wird uns „reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn
und Heilands Jesus Christus.“ (2. Petr 1, 11)
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10)
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (EG 146)
Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)
Kommt, Kinder, lasst uns gehen (EG 393)
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