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Zu den Perikopen
Predigtvorschläge zu Reihe II - Eph 2, 1-10
Diese Predigt wurde am 11. Sonntag nach Trinitatis zu der Perikope Eph 2, 4-10 gehalten. Sie mag etwas
zum Verständnis des Predigttextes an diesem Tag beitragen.
Liebe Gemeinde!
Wenn ich Eltern, die ihr Kind taufen lassen wollen, von der Bedeutung der Taufe
erzähle, dann gehört dazu selbstverständlich auch dies:
durch das Wasser der Taufe wird alle unsere Sünde von uns gewaschen, wir werden
rein, nicht im physischen Sinn, sondern seelisch, also: unsere Seele wird rein
gewaschen.
Natürlich wird dann auch festgestellt, dass es eigentlich ja gar nicht sein kann,
dass ein Baby schon von Sünde rein gewaschen werden muss. Denn es weiß ja noch gar
nicht, was falsch und was richtig ist, es kann also in dem Sinne auch nichts falsch
machen.
Die Wirkung der Taufe endet allerdings nicht mit ihrem Vollzug, so wie man isst
und danach wieder hungrig wird, sondern sie wirkt für das ganze Leben, und es gibt
keinen Menschen, der nicht auch der Vergebung bedürfte. Und da setzt dann die Taufe
ein.
Aber auch für Säuglinge hat die Taufe durchaus eine Bedeutung.
Der Kirchenvater Augustinus, der im 4. Jahrhundert lebte und dessen Gedenktag am
28. August begangen wird, hat mal versucht, das zu begründen, indem er von einer
Beobachtung erzählte, die er selbst gemacht hatte. Ein Kind, das noch nicht sprechen
konnte, war blass vor Zorn und Neid, weil sein Zwillingsbruder an der anderen Brust
der Mutter gestillt wurde. Körperlich, so schreibt er, war das Kind noch nicht fähig
zur Sünde, wohl aber seelisch. Es kannte schon Neid und Eifersucht. Man müsse den
Kindern diese Eigenschaft erst langsam und mühsam abgewöhnen.
Mit dieser Beobachtung scheint Augustin nicht ganz unrecht zu haben. Erst mit der Zeit
wächst sich dieses Neidgefühl aus, wir können das an unseren Kindern recht deutlich
beobachten, wie sie langsam lernen, dass man nicht immer das haben muss, was der Bruder
oder die Schwester nun gerade hat. Dieses Verlangen aber, dieser Neid, liegt im Wesen
des Menschen, es wird ihm angeboren.
Nun könnte man daraus folgern, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens die Chance
hat, eben diesen Neid zu überwinden und so zu einem guten, sündfreien Menschen zu
werden. Denn offenbar lernt man ja doch, mit dem Neid umzugehen.
Man zeigt ihn nicht mehr, im Gegenteil, man gibt deutlich zu erkennen, dass man dem
anderen sein Glück gönnt. Das können wir jetzt zur Zeit bei der Olympiade immer wieder
sehen, wenn Verlierer zwar enttäuscht sind, aber doch dem Gewinner gratulieren.
Aber ist das wirklich so neidlos, wie es scheint? Ich kann mir das kaum vorstellen.
Man lernt nur mit der Zeit, dieses Gefühl zu unterdrücken, es nicht nach außen zu
tragen. In Wirklichkeit sitzt es ja doch ganz tief drin, das Verlangen, so gut zu
sein wie der oder die andere, es so gut zu haben wie der oder die andere, oder anders
herum: einfach nicht zufrieden zu sein mit dem, was man hat und was man ist.
Natürlich beschränkt sich die Sünde nicht auf dieses Gefühl, aber sie gehört zu dem,
was man als „Erbsünde“ bezeichnet hat: sie gehört zum Menschsein dazu, ist angeboren
und darum nicht wegzukriegen.
Und so ist dieses Verlangen genau das, was uns gefangen hält, was es uns im Grunde
unmöglich macht, frei zu sein. Denn wir werden Gefangene unseres eigenen Verlangens.
Dabei verlieren wir Gott. Denn wir wollen unser Leben selbst gestalten, wir wollen
selbst bestimmen, wo es lang geht und was wir erreichen. Wir wollen mehr und sind
darum nicht zufrieden mit dem, was wir sind.
Wir verachten dabei die Tatsache, dass es Gott ist, dem wir alles zu verdanken haben,
und setzen uns selbst an seine Stelle.
Das ist es, was die ersten Menschen, Adam und Eva, im Paradies wollten. Sie wollten
selbst entscheiden, sie wollten ihr Leben selbst bestimmen, sie wollten sich nicht
von Gott in irgendeiner Weise einschränken lassen.
Natürlich wurde die Schlange für das Fehlverhalten der Menschen verantwortlich gemacht,
denn auch das gehört zum Menschsein dazu: nicht die Verantwortung übernehmen zu wollen
für das eigene Handeln.
Aber dass das nicht funktioniert, wurde schnell deutlich.
Die Konsequenz des Verlangens nach Selbstbestimmung war der Tod. Der Tod ist
gewissermaßen das Symbol dafür, dass wir Gott nicht das Wasser reichen können.
Der Tod ist eine Erinnerung daran, dass es eine Grenze gibt, die wir niemals
werden überwinden können.
Säuglinge genauso wie Erwachsene kommen davon nicht los. Wir alle sehen dem Tod
entgegen, die einen früher, die anderen später, aber es ist der Lauf der Dinge –
am Ende steht der Tod.
Denn in uns allen steckt mehr oder weniger deutlich spürbar das Verlangen, wie
Gott sein zu wollen: wir wollen Dinge beeinflussen, die schlicht und einfach
nicht von uns beeinflusst werden können – oder wenn doch, dann sind die Folgen
unabsehbar.
Viele zunächst bahnbrechend erscheinende Entwicklungen sind später zum Fluch
geworden, man denke nur zum Beispiel an die Atomenergie.
Mit jedem Wollen stellen wir den Willen unseres Schöpfers in Frage, und damit
ihn selbst. Darum steht der Tod am Ende unseres Lebens, um uns dies ganz klar
vor Augen zu führen: Wir sind nicht Gott, und wir können es niemals sein.
Viele scheuen sich davor, diese Tatsache anzunehmen, sie sehen den Tod als
eine Bedrohung an, der man am besten aus dem Weg geht, indem man sie ignoriert.
Dann haben sie auch für einige Zeit das Gefühl, frei zu sein, sind es aber
letztlich doch nicht. Denn der Tod bleibt, er ist nur für eine Zeit aus dem
Gesichtsfeld herausgenommen. Einige Zeit mag das gut gehen – aber eben nur
eine Zeit lang, bis wir vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen.
(2. Kor 5, 10) Und so wird der Tod dann auch denen zur Bedrohung, die sich
ganz auf sich selbst verlassen haben und nur das Ihre gesucht haben.
Für uns aber, die wir durch die Taufe die Liebe Gottes erfahren haben, hat
der Tod nichts Bedrohliches an sich. Er ist zwar der Lohn der Sünde – wir
haben ihn verdient und wir können ihm nicht entrinnen, so sehr wir uns auch
bemühen – aber es gibt einen, der diesen Tod überwunden hat, der seine
Bedrohlichkeit fort genommen hat.
Dieser eine ist Jesus Christus. Er hat durch seine Auferstehung dem Tod
alle Macht genommen – durch ihn wissen wir, dass der Tod eben doch nicht
unser Ende bedeutet. So können wir uns furchtlos mit dieser Tatsache befassen,
wir können unsere Begrenztheit annehmen, weil wir wissen, dass diese Grenze
durch Gott selbst überwunden wurde. Gottes Gnade ist es, die uns diese
Grenzenlosigkeit schenkt.
Eine Grenzenlosigkeit, die sich jetzt nicht unbedingt sp bemerkbar zu machen
scheint, wie wir es uns vielleicht wünschen. Denn wir spüren, dass unser
Körper mit den Jahren schwächer wird, dass vieles schwerer fällt und manches
nicht mehr möglich ist, was früher selbstverständlich war und leicht von der
Hand ging.
Aber die Grenzenlosigkeit ist dennoch da. Gott schenkt sie uns, ganz gleich,
wie unsere körperliche Verfassung ist: Grenzenlosigkeit, die allerdings nur
durch Jesus Christus erfahrbar werden kann, denn er hat ja dieses Grenze
überwunden.
Grenzenlosigkeit, die nicht dazu führt, dass wir anderen ihre Grenzen setzen,
sondern die uns dazu verhilft, dass wir andere ebenfalls herausholen aus ihrer
Begrenztheit.
Grenzenlosigkeit, die sich nicht darin ausdrückt, dass wir tun und lassen, was
wir wollen, sondern darin, dass wir all das, was uns daran hindert, in Liebe
einander zu begegnen, ablegen und Schritte der Liebe und des Vertrauens wagen.
Grenzenlosigkeit, die nicht die eigene soziale und wirtschaftliche Sicherheit
und Unabhängigkeit meint, sondern die sich um all die Menschen sorgt, die in der
Nähe und weit von uns entfernt in Armut und Elend leben.
Gott hat uns geschaffen, er hat uns unsere Grenze gesetzt, aber er hat diese
Grenze auch wieder genommen – nicht damit wir überheblich werden, sondern damit
wir seine grenzenlose Liebe erfahren, durch die alle Schuld von uns genommen
wird und die uns ein Leben in Freiheit ermöglicht.
Dadurch, dass wir wissen, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat, brauchen
wir nicht mehr in Konkurrenz zu unseren Mitmenschen zu treten. Denn vor Gott
sind wir immer wert geachtet. Nichts kann uns das nehmen, außer wir selbst,
indem wir in die alten Muster verfallen und meinen, Gottes Stelle einnehmen
zu müssen.
Gottes Liebe stiftet uns zur Liebe an. Durch die Liebe Gottes werden Grenzen
überwunden. Also „lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“. (1. Joh 4, 19)
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Ehre sei dir, Christe, der du littest Not (EG 75)
Jesu, stärke deine Kinder (EG 164)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)
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Predigtvorschläge zu Reihe V - Eph 2, 1-10
Diese Predigt wurde am 11. Sonntag nach Trinitatis zu der Perikope Eph 2, 4-10 gehalten. Sie mag etwas
zum Verständnis des Predigttextes an diesem Tag beitragen.
Liebe Gemeinde!
Wenn ich Eltern, die ihr Kind taufen lassen wollen, von der Bedeutung der Taufe
erzähle, dann gehört dazu selbstverständlich auch dies:
durch das Wasser der Taufe wird alle unsere Sünde von uns gewaschen, wir werden
rein, nicht im physischen Sinn, sondern seelisch, also: unsere Seele wird rein
gewaschen.
Natürlich wird dann auch festgestellt, dass es eigentlich ja gar nicht sein kann,
dass ein Baby schon von Sünde rein gewaschen werden muss. Denn es weiß ja noch gar
nicht, was falsch und was richtig ist, es kann also in dem Sinne auch nichts falsch
machen.
Die Wirkung der Taufe endet allerdings nicht mit ihrem Vollzug, so wie man isst
und danach wieder hungrig wird, sondern sie wirkt für das ganze Leben, und es gibt
keinen Menschen, der nicht auch der Vergebung bedürfte. Und da setzt dann die Taufe
ein.
Aber auch für Säuglinge hat die Taufe durchaus eine Bedeutung.
Der Kirchenvater Augustinus, der im 4. Jahrhundert lebte und dessen Gedenktag am
28. August begangen wird, hat mal versucht, das zu begründen, indem er von einer
Beobachtung erzählte, die er selbst gemacht hatte. Ein Kind, das noch nicht sprechen
konnte, war blass vor Zorn und Neid, weil sein Zwillingsbruder an der anderen Brust
der Mutter gestillt wurde. Körperlich, so schreibt er, war das Kind noch nicht fähig
zur Sünde, wohl aber seelisch. Es kannte schon Neid und Eifersucht. Man müsse den
Kindern diese Eigenschaft erst langsam und mühsam abgewöhnen.
Mit dieser Beobachtung scheint Augustin nicht ganz unrecht zu haben. Erst mit der Zeit
wächst sich dieses Neidgefühl aus, wir können das an unseren Kindern recht deutlich
beobachten, wie sie langsam lernen, dass man nicht immer das haben muss, was der Bruder
oder die Schwester nun gerade hat. Dieses Verlangen aber, dieser Neid, liegt im Wesen
des Menschen, es wird ihm angeboren.
Nun könnte man daraus folgern, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens die Chance
hat, eben diesen Neid zu überwinden und so zu einem guten, sündfreien Menschen zu
werden. Denn offenbar lernt man ja doch, mit dem Neid umzugehen.
Man zeigt ihn nicht mehr, im Gegenteil, man gibt deutlich zu erkennen, dass man dem
anderen sein Glück gönnt. Das können wir jetzt zur Zeit bei der Olympiade immer wieder
sehen, wenn Verlierer zwar enttäuscht sind, aber doch dem Gewinner gratulieren.
Aber ist das wirklich so neidlos, wie es scheint? Ich kann mir das kaum vorstellen.
Man lernt nur mit der Zeit, dieses Gefühl zu unterdrücken, es nicht nach außen zu
tragen. In Wirklichkeit sitzt es ja doch ganz tief drin, das Verlangen, so gut zu
sein wie der oder die andere, es so gut zu haben wie der oder die andere, oder anders
herum: einfach nicht zufrieden zu sein mit dem, was man hat und was man ist.
Natürlich beschränkt sich die Sünde nicht auf dieses Gefühl, aber sie gehört zu dem,
was man als „Erbsünde“ bezeichnet hat: sie gehört zum Menschsein dazu, ist angeboren
und darum nicht wegzukriegen.
Und so ist dieses Verlangen genau das, was uns gefangen hält, was es uns im Grunde
unmöglich macht, frei zu sein. Denn wir werden Gefangene unseres eigenen Verlangens.
Dabei verlieren wir Gott. Denn wir wollen unser Leben selbst gestalten, wir wollen
selbst bestimmen, wo es lang geht und was wir erreichen. Wir wollen mehr und sind
darum nicht zufrieden mit dem, was wir sind.
Wir verachten dabei die Tatsache, dass es Gott ist, dem wir alles zu verdanken haben,
und setzen uns selbst an seine Stelle.
Das ist es, was die ersten Menschen, Adam und Eva, im Paradies wollten. Sie wollten
selbst entscheiden, sie wollten ihr Leben selbst bestimmen, sie wollten sich nicht
von Gott in irgendeiner Weise einschränken lassen.
Natürlich wurde die Schlange für das Fehlverhalten der Menschen verantwortlich gemacht,
denn auch das gehört zum Menschsein dazu: nicht die Verantwortung übernehmen zu wollen
für das eigene Handeln.
Aber dass das nicht funktioniert, wurde schnell deutlich.
Die Konsequenz des Verlangens nach Selbstbestimmung war der Tod. Der Tod ist
gewissermaßen das Symbol dafür, dass wir Gott nicht das Wasser reichen können.
Der Tod ist eine Erinnerung daran, dass es eine Grenze gibt, die wir niemals
werden überwinden können.
Säuglinge genauso wie Erwachsene kommen davon nicht los. Wir alle sehen dem Tod
entgegen, die einen früher, die anderen später, aber es ist der Lauf der Dinge –
am Ende steht der Tod.
Denn in uns allen steckt mehr oder weniger deutlich spürbar das Verlangen, wie
Gott sein zu wollen: wir wollen Dinge beeinflussen, die schlicht und einfach
nicht von uns beeinflusst werden können – oder wenn doch, dann sind die Folgen
unabsehbar.
Viele zunächst bahnbrechend erscheinende Entwicklungen sind später zum Fluch
geworden, man denke nur zum Beispiel an die Atomenergie.
Mit jedem Wollen stellen wir den Willen unseres Schöpfers in Frage, und damit
ihn selbst. Darum steht der Tod am Ende unseres Lebens, um uns dies ganz klar
vor Augen zu führen: Wir sind nicht Gott, und wir können es niemals sein.
Viele scheuen sich davor, diese Tatsache anzunehmen, sie sehen den Tod als
eine Bedrohung an, der man am besten aus dem Weg geht, indem man sie ignoriert.
Dann haben sie auch für einige Zeit das Gefühl, frei zu sein, sind es aber
letztlich doch nicht. Denn der Tod bleibt, er ist nur für eine Zeit aus dem
Gesichtsfeld herausgenommen. Einige Zeit mag das gut gehen – aber eben nur
eine Zeit lang, bis wir vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen.
(2. Kor 5, 10) Und so wird der Tod dann auch denen zur Bedrohung, die sich
ganz auf sich selbst verlassen haben und nur das Ihre gesucht haben.
Für uns aber, die wir durch die Taufe die Liebe Gottes erfahren haben, hat
der Tod nichts Bedrohliches an sich. Er ist zwar der Lohn der Sünde – wir
haben ihn verdient und wir können ihm nicht entrinnen, so sehr wir uns auch
bemühen – aber es gibt einen, der diesen Tod überwunden hat, der seine
Bedrohlichkeit fort genommen hat.
Dieser eine ist Jesus Christus. Er hat durch seine Auferstehung dem Tod
alle Macht genommen – durch ihn wissen wir, dass der Tod eben doch nicht
unser Ende bedeutet. So können wir uns furchtlos mit dieser Tatsache befassen,
wir können unsere Begrenztheit annehmen, weil wir wissen, dass diese Grenze
durch Gott selbst überwunden wurde. Gottes Gnade ist es, die uns diese
Grenzenlosigkeit schenkt.
Eine Grenzenlosigkeit, die sich jetzt nicht unbedingt sp bemerkbar zu machen
scheint, wie wir es uns vielleicht wünschen. Denn wir spüren, dass unser
Körper mit den Jahren schwächer wird, dass vieles schwerer fällt und manches
nicht mehr möglich ist, was früher selbstverständlich war und leicht von der
Hand ging.
Aber die Grenzenlosigkeit ist dennoch da. Gott schenkt sie uns, ganz gleich,
wie unsere körperliche Verfassung ist: Grenzenlosigkeit, die allerdings nur
durch Jesus Christus erfahrbar werden kann, denn er hat ja dieses Grenze
überwunden.
Grenzenlosigkeit, die nicht dazu führt, dass wir anderen ihre Grenzen setzen,
sondern die uns dazu verhilft, dass wir andere ebenfalls herausholen aus ihrer
Begrenztheit.
Grenzenlosigkeit, die sich nicht darin ausdrückt, dass wir tun und lassen, was
wir wollen, sondern darin, dass wir all das, was uns daran hindert, in Liebe
einander zu begegnen, ablegen und Schritte der Liebe und des Vertrauens wagen.
Grenzenlosigkeit, die nicht die eigene soziale und wirtschaftliche Sicherheit
und Unabhängigkeit meint, sondern die sich um all die Menschen sorgt, die in der
Nähe und weit von uns entfernt in Armut und Elend leben.
Gott hat uns geschaffen, er hat uns unsere Grenze gesetzt, aber er hat diese
Grenze auch wieder genommen – nicht damit wir überheblich werden, sondern damit
wir seine grenzenlose Liebe erfahren, durch die alle Schuld von uns genommen
wird und die uns ein Leben in Freiheit ermöglicht.
Dadurch, dass wir wissen, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat, brauchen
wir nicht mehr in Konkurrenz zu unseren Mitmenschen zu treten. Denn vor Gott
sind wir immer wert geachtet. Nichts kann uns das nehmen, außer wir selbst,
indem wir in die alten Muster verfallen und meinen, Gottes Stelle einnehmen
zu müssen.
Gottes Liebe stiftet uns zur Liebe an. Durch die Liebe Gottes werden Grenzen
überwunden. Also „lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“. (1. Joh 4, 19)
Amen
Liedvorschläge zur Predigt:
Ehre sei dir, Christe, der du littest Not (EG 75)
Jesu, stärke deine Kinder (EG 164)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)
Ich habe nun den Grund gefunden (EG 354)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)
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